Feiern mit Menschen mit Demenz

Emotionalität statt Rationalität
Für Menschen mit Demenz verlieren die in unserer Gesellschaft im Zentrum stehenden Werte wie Rationalität, Leistungsfähigkeit und Selbständigkeit ihren hohen Stellenwert. An die Stelle von Rationalität tritt Emotionalität in den Vordergrund. Statt selbständig und leistungsfähig zu sein, sind die Erkrankten auf die Unterstützung anderer angewiesen und müssen lernen zu empfangen.

Hier kann die Spiritualität ein hilfreicher Anker sein für Menschen, die zunehmend Schwierigkeiten haben, sich im äusseren Leben zu orientieren. Spiritualität als gelebter Glaube, als Verbundenheit mit Gott und als Schöpfen aus geistlichen Quellen öffnet einen Raum, der jenseits der menschlichen Verfügbarkeit liegt. 

Gottesdienste sind für Menschen mit Demenz ein Stück Heimat
Sie wecken vertraute Gefühle, Erinnerungen und schaffen Momente der Geborgenheit. Zugleich können reguläre Gemeindegottesdienste mit ihrer Fülle an Eindrücken, ihrer Länge und Wortlastigkeit schnell überfordern.

Menschen mit Demenz reagieren besonders positiv und intensiv auf Musik, Rituale und vertraute Elemente des Glaubens. Bekannte Kirchenlieder, Rituale, in der Jugendzeit auswendig gelernte Bibelworte und vertraute Gebete wie das Vater Unser gewinnen unter dem Vorzeichen einer Demenzerkrankung häufig wieder Bedeutung und tauchen oft auf wie Inseln aus dem Meer des Vergessens. Oft fehlen die eigenen Worte – doch in altvertraute Kirchenlieder können viele einstimmen und bekannte Gebete wie das „Vaterunser“ mitsprechen. So finden sie Zugang zur Gemeinschaft und erfahren, dass sie dazugehören.

Ein Gottesdienst für Menschen mit Demenz lebt von einer warmen, ruhigen Atmosphäre, klaren Strukturen und einer ansprechenden, sinnlich erfahrbaren Gestaltung – etwa durch Musik, Licht, Bilder oder symbolische Handlungen. Wiederkehrende Elemente vermitteln Sicherheit und Orientierung.

Werkzeugkasten
Im Zentrum der spirituellen Begleitung von Menschen mit Demenz steht die Gestaltung von gottesdienstlichen Feiern, die spezifisch auf die Bedürfnisse von dieser Gruppe zugeschnitten sind. Auf dieser Webseite stellen wir dazu Material zur Verfügung. Bitte stöbern Sie im Werkzeugkasten. Die Materialien sind frei verfügbar. 

• Ein Leitfaden bietet ausführliche Hinweise, praktische Tipps und erprobte Ideen für die Gestaltung solcher gottesdienstlichen Feiern.
• Ein Dokument beschreibt eine mögliche Grundform eines Gottesdienstes für und mit Menschen mit Demenz.
• Im Weiteren finden Sie eine Liturgie für einen Erntedankgottesdienst.

Gottesdienstliche Feiern für Menschen mit Demenz rund um den Weltalzheimertag am 21.9.
Wie wäre es, wenn in möglichst vielen Kirchgemeinden rund um den Weltalzheimertag, der jedes Jahr am 21. September begangen wird, gottesdienstliche Feiern stattfinden würden? Je nach den örtlichen Verhältnissen kann das ein normaler Gemeindegottesdienst sein, eine spezielle Feier in der Kirche (z.B. am Sonntagnachmittag) oder ein öffentlicher Gottesdienst in einem Alterszentrum. Nach Möglichkeit werden vor Ort ökumenische Teams gebildet, damit die Feiern ökumenisch angeboten werden können.

Mit solche einem Gottesdienst setzen Gemeinden und Pfarreien ein achtsames, wertschätzendes Zeichen für Menschen, die oft am Rand der Gesellschaft und der Kirche stehen. Diese Feiern zum Weltalzheimertag können ähnlich wie die Schöpfungszeit, der Laiensonntag oder der Tag der verfolgten Christen zu einem jährlich wiederkehrenden Angebot werden.