Zehn Tore und zwei Gewinner

Mit den einheimischen «Thurgovia Saints» und den «Pastors United» aus Graubünden bestritten in Roggwil zwei Fussballteams das Spiel um den Peter-Wydler-Cup.

Bildlegende: Am Ende konnten beide Teams strahlen: Links Pfarrer Richard Ladner aus Hüttwilen von den «Thurgovia Saints», rechts Pfarrer Josias Burger von den «Pastors United» aus Graubünden. Bild: Georg Stelzner

Zwei Stunden, nachdem am 2. Juni im Wankdorf-Stadion der Anpfiff zum Cupfinal zwischen Servette Genf und dem FC Lugano erfolgt ist, betreten auch in Roggwil zwei Equipen das Spielfeld. Objekt der Begierde ist hier wie dort ein Pokal. Damit erschöpfen sich die Analogien aber schon. Während sich in Bern 22 Spieler gegenüberstehen, treten im Oberthurgau zwei Siebner-Teams an: die «Thurgovia Saints» in Grün/Weiss und die ganz in Schwarz gekleideten «Pastors United». Pfarrer sowie deren Angehörige, Freunde und Bekannte bilden die beiden Mannschaftskader.

Rote Karte zu Hause gelassen
Das Match wird Mauro Bodinoli aus Thundorf leiten. Die Rote Karte hat er in Erwartung einer fairen Partie zu Hause gelassen. Sollte einmal eine Verwarnung nötig sein, würde diese einen fünfminütigen Ausschluss zur Folge haben. Es gibt noch weiterte Abweichungen von den üblichen Regeln: Gespielt wird zwei Mal 35 Minuten, das Offside findet keine Anwendung und gewechselt werden darf nach Belieben.

Korrekt spielen
Petrus hat die Himmelsschleusen rechtzeitig geschlossen. Es herrscht ideales Wetter und das Terrain ist in tipptoppem Zustand. Zu den «Heiligen» aus Mostindien gehört Paul Wellauer. Der Bischofszeller Pfarrer fiebert seiner wettkampfmässigen Premiere als Kicker entgegen. «Ich bin ehrgeizig und möchte gewinnen», sagt der 57-Jährige. Das Gebot der Nächstenliebe soll trotzdem gelten, was für Wellauer heisst, korrekt ans Werk zu gehen. Dass in der Hitze des Gefechts die Emotionen hin und wieder Oberhand gewinnen könnten, schliesst er allerdings nicht aus.

62-jähriger Torhüter
Richard Ladner aus Hüttwilen fungiert als Coach, Spieler und Captain in Personalunion. Vor Matchbeginn appelliert er an die Seinen: «Wer nicht mehr kann, soll sich auswechseln lassen.» Der Jüngste im grün-weissen Dress zählt 13 Jahre, Torhüter Olivier Wacker aus Mettendorf ist mit 62 der Älteste. In der Favoritenrolle sieht Ladner seine Mannschaft nicht. Die «Pastors» seien im Gegensatz zu den «Saints» ein eingespieltes Team, gibt er zu bedenken.

Hohes Niveau
Die Thurgauer haben Anstoss und werden zunächst mit überfallsartigen Angriffen der Gäste konfrontiert. Die «Pastors» schiessen dann auch das erste Tor, die «Saints» drohen überrollt zu werden. Doch dann gleichen sie mit der ersten hochkarätigen Chance aus. In der ersten Halbzeit gehen sie sogar zwei Mal in Führung, bevor sie kurz vor der Pause den Ausgleich zum 4:4 kassieren. Der Schiedsrichter ist beeindruckt: «Das Niveau überrascht mich positiv und das Spiel verläuft absolut fair.»

Ausgleich kurz vor Schluss
Die «Saints» übernehmen zu Beginn der zweiten Halbzeit das Kommando, scheitern aber immer wieder an Goalie Oli Lischer. Die Bündner wissen mit ihrem Umschaltspiel zu gefallen und kommen so ebenfalls zu Chancen. Mit einem satten Flachschuss gehen die Gastgeber in Führung und wähnen sich schon als Sieger. Doch es bestätigt sich eine alte Weisheit: Wer die Tore nicht schiesst, bekommt sie! Kurz vor Ende gelingt den «Pastors» der Ausgleich zum Endresultat von 5:5.

Zwei Gewinner
«Wie weiter?», fragen sich nun alle, wartet doch der von Peter Wydler gestiftete Pokal darauf, übergeben zu werden. Doch an wen? Eine Verlängerung will niemand und ein Losentscheid wird als ungerecht empfunden. Bliebe ein Penaltyschiessen. Doch auch davon nimmt man Abstand. So gibt es keinen nominellen Sieger, wohl aber zwei Gewinner. Richard Ladner und «Pastors»-Captain Josias Burger stemmen den Pokal gemeinsam in die Höhe. Ob es einmal zu einem Retourmatch und einer Pokalübergabe kommen wird, weiss der Himmel. Die «Pastors» überlassen den Henkelpott vorerst vertrauensvoll der Obhut der «Saints».